Montag, 18. Januar 2016

Interview mit Herbert Müller

Auf seiner Internetseite www.pflanzenfreund.info berichtet der 1936 in Schwaben geborene Pflanzenfreund von seiner großen Sammlung exotischer Pflanzen. Jedoch ist er nicht nur den Exoten aus aller Herren Ländern, sondern auch dem heimischen Obstbau - seinen Streuobstwiesen, seit Jahrzehnten aufs Engste verbunden. Parallel dazu bereist der leidenschaftliche Photograph und einstige 16mm-Hobbyfilmer bis heute den asiatischen Kontinent, um dort kleinere Expeditionen durchzuführen. Nicht nur neue Pflanzenart, sondern auch viele eindrucksvolle Bilder sind das Ergebnis seiner Reisen. Sie finden sich in einigen seiner neuen Bücher wieder. 
Ein interessanter Mensch und eine tolle Internetseite für den Pflanzenfreund.
  
Hast du beruflich mit der Pflanzenwelt zu tun gehabt?
Nein, ich war aber die letzten Jahre meines Berufslebens als Betriebsgärtner in einem großen Werk tätig.
Das hatte auf mein späteres Wirken aber keinen Einfluss!

Woher kommt die  Zuneigung  zum Obstbau und den Exoten?
Ich entstamme einer angesehenen, ländlichen Küferfamilie (Holz- & Weinküfer) und war daher schon als Kind etwas vorbelastet.
Durch spätere Heirat (Bissingen/Teck), zahlreiche Grundstücke, Wald und Streuobstwiesen, musste ich den heimischen Obstanbau
und Pflege, erstmal von der Pieke auf neu erlernen. Dazu gehörte besonders auch der Baumschnitt.
Die Exoten haben den Naturverbundenen, damals jungen Mann, schleichend wie ein Virus befallen. Kein Land, keine Insel des Mittelmeerraumes
war vor dem zeltenden Nomaden sicher. Mehrfach wurden seine Bilder mit höchsten Preisen ausgezeichnet und manch Pflanze fand sich als Mitbringsel im heimischen Garten wieder. Bald darauf wurde mit der Filmerei, dem eigenen Tonstudio, die Welt zu eng und klein. Müde der Zelterei und geplagt dem Fernweh trieb es den schreibfreudigen, poetisch veranlagten, jungen Familienvater zweier Kinder, in die Abenteuer Südostasiens. Dschungel und Urwälder, fremde Kulturen mit einem Reichtum seltenster Früchte und Pflanzen hinterließen ihre Spuren...    

Du zeigst auf deiner Internetseite dein Haus und deinen Garten. Wie viele Pflanzensorten hast du bisher gesammelt?
Das ist schwer einzuschätzen. Man muss zwischen Freiland/Garten und Kübel/Wintergarten trennen. Ich habe den Bestand auf Ertrag und Tauglichkeit gelichtet.
Es dürften aber gut 100 Sorten vom Allerfeinsten sein. Es handelt sich um nahezu lauter erprobte Sorten - die, die die Erprobungsphase hinter sich haben. 

Hast du einen Gießplan oder wird jede Pflanze individuell gegossen?
Ich brauche keinen Plan. Man düngt und gießt nach dem Gefühl und seiner Erfahrung! Das gleiche gilt für den Schnitt und andere Pflegemaßnahmen.

Gießt du mit Leitungswasser?
Eine große Zisterne versorgt die Pflanzen mit Wasser. Im Wintergarten über eine Pumpe mit Speicher.

Wie genau passt du die Bodenbeschaffenheit den einzelnen Pflanzensorten an?
Ich benutze gute und preiswerte Einheitserde die mit mehr oder weniger Quarzsand und eventuell je nach Pflanzenart noch mit unterschiedlichem Granulatmaterial vermischt wird. Dies hat sich in der Praxis bewährt.

Gibt es eine Pflanze die dir besonders am Herzen liegt?
Eigentlich jede. Ich besitze viele durch meine Reisen, die mit irgendeiner Begebenheit verbunden sind und mir daher besonders ans Herz gewachsen sind.
Ich habe im Garten Pflanzen, die absolute Raritäten sind. Sollten diese bei unserem Klima überleben oder gar fruchten, so wäre dies für mich schon ein besonderes Erlebnis. 

Welche Pflanze ist die kostbarste in deiner Sammlung?
Der Begriff kostbar ist vieldeutig. Meinen Sie den materiellen Wert oder die Rarität? Da gibt es einige. Pflanzen die nicht im Handel sind
oder nur unter den schwierigsten Bedingungen, einer meiner Reisen mitgebracht wurden. Ohne dabei den Namen zu nennen. Es handelt sich dabei um Fruchtpflanzen. 

Meine Pflanzen sind ausschließlich aus Kernen gezogen, deren Früchte ich im hiesigen Handel  bekommen konnte. Das heißt, ich habe jede Frucht gegessen und die Kerne entnommen. Wie ist es bei deiner Sammlung? Stammen sie alle von deinen Expeditionen?
Meine Pflanzensammlung entstammt wie bei allen Pflanzenfreunden unterschiedlichster Herkunft. Die wenigsten, dafür die kostbarsten entstammen meiner Reisen.
Andere über Früchte, Samen, spezielle Anbieter im In- und Ausland. Oder dem Tausch unter Pflanzenfreunden. Eine bunte Palette an Möglichkeiten um an spezielle  Pflanzen heran zu kommen.
  
Wie ist es mit Pflanzen, die aus Kernen gezogen wurden? Ist ein Fruchtansatz möglich?
Dies kommt auf die jeweilige Art jener Spezies an. Denn viele sind ja nur über Samen/Kerne (Wildobstgehölze) vermehrbar. Anders sieht es bei Kulturpflanzen aus. 
Natürlich garantiert der Fruchtansatz noch längst keine Früchte, dazu gehört meist eine Bestäuberpflanze. Wobei die Bestäubung unter Wildpflanzen ein Kapitel für sich ist. 

Ich habe einen Kaki-Kern in einer Frucht gefunden. Normalerweise sind die Kerne weggezüchtet. Wenn ich aus diesem Kern eine Pflanze ziehe und sie Früchte tragen würde, sind die dann mit Kern oder ohne?
Eindeutig mit, die aus Samen gezogene Frucht hätte die gleichen Eigenschaften wie die Samenpflanze. Also mit Samen.

Wie viele Länder hast du schon bereist?
Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht, doch es sind eine ganze Menge. Es dürften über die Jahre an die zwanzig sein. Dazu kommen noch einige Inseln.

Welches Land ist dein Favorit und warum?
Jedes Land hat seinen besonderen, unvergleichlichen Reiz. Ich möchte und kann kein Land da herausheben. Doch das Land mit den vielen Gesichtern,
geprägt seiner Mystik und einzigartigen Kultur, seiner Menschen unglaublicher Schönheit ist Indien. Für mich unvergesslich sind Dschungel und Urwälder
mit ihrer unglaublichen Flora und Fauna. Nicht zu vergessen die Wüstenerlebnisse. Ich fühlte mich insgesamt, wie in eine andere Welt versetzt. Abenteuer pur!

Gab es gefährliche Situationen auf deinen Reisen?
Würde es die nicht gegeben haben, so wäre ich wirklich am falschen Ort gewesen! Die gab es zu Hauf. Jede Reise war an für sich schon ein Abenteuer. Vor allem anfangs, da ich da noch weitgehend unerfahren war. Als kleiner Abenteurer, der ich mal war und bin, suchte und brauchte ich geradezu den gewissen Nervenkitzel!
Möchte da auf keine Details eingehen. Die habe ich in meinem neuen, in diesem Jahr erscheinenden Buch Ruf der Wildnis, ohnehin alle beschrieben.


Organisierst du deine Reisen selber?
Natürlich, meist jedoch über Ortskundige Personen/Dienste guter Reverenzen, die mir empfohlen wurden. Bin dabei meist gut gefahren!

Bist du vor Ort auf dich alleine gestellt?
Natürlich nicht! Es ist alles meist zielgenau vorprogrammiert und bestens organisiert. Ob Guide, Driver oder Träger, alles sollte stimmen und zueinander passen und eine Art Team bilden. Dies wird jeweils vor Ort vorgenommen.

Reist du allein?
Nur in wenigen Ausnahmen. Meist ist meine Frau dabei, bleibt aber im Basislager zurück. Sie könnte die Strapazen nicht durchhalten. Die Gefahr wäre zu groß!  
Auch meine Tochter war früherer Jahre bei einigen Expeditionen mit dabei. Oder ich nahm einen erfahrenen Begleiter (Fotograf) mit.


Du hast ja das Buch Winterharte Exoten geschrieben, können wir uns auf etwas Neues freuen?
Sogar recht bald! Neben meinen drei bereits erschienenen Büchern, zwei Pflanzenbücher und ein Lyrik Poesie Band, erscheinen dieses Jahr drei neue Bücher namhafter Verlage.
Ein Buch (Gedichte) (150 Seiten), mit wunderschönen eigenen Bildern meiner Schwäbischen Heimat, hin bis zum Mekong dürfte Anfang April auf den Markt kommen.
Drei dieser Gedichte wurden vergangenes Jahr mit zu den schönsten im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet. Des Weiteren kommt vermutlich bis Juni mein Reise-/Abenteuerbuch (386 Seiten) heraus. Es handelt sich dabei um Abenteuer pur. Weiter kommt ein völlig neues Pflanzenbuch über winterharte Exoten heraus.
Bin da noch in Verhandlung mit dem passenden Verlag. Sämtliche Bücher werden auch auf der Frankfurter- und Leipziger Buchmesse vorgestellt.

Nebenbei erwähnt: Vergangenes Jahr wurde eine ganze Serie über meine Freilandexoten (Garten) in der besten schweizer Gartenfachzeitschrift Schweizer Garten
gebracht. Das Echo war enorm. Zudem habe ich auch schon einen größeren Bericht auf Anfrage der heimischen Tageszeitung geschrieben. Dieses Jahr beteilige ich mich zum dritten Mal am landesweiten Tag der offenen Gartentür.

2 Kommentare:

  1. Hallöchen, wenn mich nicht alles täuscht, ist der Link für die HP von Herrn Müller falsch.

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    1. Vielen Dank für den Hinweis! Der Fehler wurde natürlich sofort behoben.

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