Sonntag, 12. Oktober 2014

Fruit-Picker - Mr. Greens wunderbare Welt


 Mr. Greens wunderbare Welt

Fantastische Geschichten 
mit und über den wunderbaren Mr. Green

- Fruit-Picker -

 Da lag sie vor mir. Die Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut. Natürlich hatte man sich zuvor öfter beliebäugelt. Ich wurde immer unruhiger, da ich spürte, dass das Erhoffte immer näher kam. Die eine und andere zarte Liebkosung teilte ich im Vorfeld selbstverständlich schon aus. Ihre Haut war aber auch einzigartig, obwohl sie ja nicht mehr die Jüngste war; diesen Duft werde ich in meinem Leben nie mehr vergessen. Für alles gibt es einen passenden Augenblick. Und jetzt sollte er gekommen sein. Ich war in der richtigen Stimmung und sie war auch soweit. Es wurde alles sinnlich vorbereitet und hergerichtet. So einen Augenblick soll man ja mit allen Sinnen genießen.
Ich hatte die richtige Beleuchtung gewählt und trug sie auf Händen zum Ort des Geschehens. Wie sie schließlich vor mir lag, regulierte sich mein Puls. Meine Frau, die im Sessel saß und ein gutes Buch las, wusste  aus Erfahrung, sich jetzt bloß still zu verhalten. Keine Fragen - keine Kommentare.
Nun wurde die reife Frucht angeschnitten, um an die wunderbaren Kerne zu gelangen. Wie lange habe ich auf diesen Tag gewartet, damit sie endlich die richtige Reife erlangte.
Der Schnitt durch die Frucht wurde angesetzt und dann passierte das unvorstellbare...es klingelt an der Tür! Wer wagt es am Samstag Nachmittag an der Tür zu klingeln? Meine Frau reagierte prompt, um das Schlimmste zu vermeiden und huschte in Windeseile zur Tür, um sie zu öffnen! Doch ein zweites, hektisches Klingeln konnte sie schon nicht mehr verhindern. 
Meine Frau öffnet. Meine Schwiegermutter war gerade in der Gegend und wollte nur mal eben hereinschauen. Die Versuche meiner Frau sie durch Gesten zurückzuhalten und ihr zu signalisieren, dass der Moment unpassend ist, gelang ihr nicht wirklich. Ich verharrte über meiner Frucht. Sollte ich mir diesen Moment, auf den ich mich so lange gefreut, habe von meiner Schwiegermutter zerstören lassen?
Sie trat ein und sagte mit einer durchdringenden Stimme "Guuuten Taag"! Als diese Worte in meine Gehörmuschel drangen, war es als würden 1000 Nadelstiche mein Trommelfell durchstechen.
Ich erwiderte mit einem kurzen prägnanten "Dito", um bloß kein weiteres Gespräch in dieser Phase anzufachen. Meine Frau deutete die Lage blitzschnell und schottete den Zugang zum Wohnzimmer so professionell ab, als würde die Bundeskanzlerin einen öffentlichen Auftritt haben. Durch die filmreife Absperrung meiner Frau hörte ich nur noch im Unterbewusstsein die Frage "Was machst du denn da"? Mit genervter Stimme antwortete ich "Fruit-Picking". Meine zur Haustür abgedrängte Schwiegermutter hörte ich nur noch sagen "mein Gott, hat er das schon länger"?
Endlich klappte die Tür und Ruhe kehrte ein. Meine Frau schlich kommentarlos auf Ihren Sessel.Ich Versank schnell in mein angefangenes Vorhaben.

Eine Woche später. Mein Geburtstag. Es wurde um 15.00 Uhr zum Kaffee für die bucklige Verwandtschaft geladen. Pünktlich wie die Maurer, es klingelt an der Tür. Meine Schwiegermutter. Mein Blick schwenkt nach einer herzlichen Begrüßung auf Ihre Hände, in der sich mein diesjähriges Geschenk befand. Merkwürdig. Wenn man die Form des Geschenkes mit der Form der letzten Jahre vergleicht, stimmt da was nicht. Das können nicht die alljährlichen Socken sein.
Mit strahlender Sicherheit, das richtige Geschenk - ohne Rücksprache - gekauft zu haben, überreicht sie mir ihr Mitbringsel. Zögernd, mit leichtem Zweifel, ziehe ich die Schleife auf und entferne die Klebestreifen. Zum Vorschein kam ein schmaler Karton mit..... Schuheinlegesohlen aus dem Esoterikbereich. Meine Schwiegermutter bemerkte meine in Falten gelegte Stirn und meine Unsicherheit. Ihre Stimme durchbricht die Stille der Nachdenklichkeit: "Ich habe das doch letzte Woche mitbekommen, mit deinen foot-Dingsdabums, das tut bestimmt weh, so wie du da Samstag gesessen hast! "Die Sohlen bekommen deinen Füßen bestimmt gut". Mir dämmerte es. Da hat sie wohl etwas leicht falsch verstanden: fruit und foot!

Am Abend, nach dem die Gesellschaft abgefüttert war und sich aufgelöst hatte, schaute ich mir wie es so üblich ist, die Präsente noch einmal genauer an. Schließlich kam ich auch zu meinen Öko-Sohlen. Die Verpackungsbeilage wurde studiert und siehe da. 
"BioKörner-Dreipunkt-Druckmassage". Da brauchte ich nicht lange kombinieren....Biokern...Kern....! Wasserschale und Sohle schwimmen lassen!
                    
  

2 Kommentare:

  1. Hahaha, sehr herzerfrischend erzählte Geschichte von dir. Erinnert mich im Stil an Epraim Kishons Kurzgeschichten aus dem Leben :)

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